Um 5.35 Uhr klingelte das iPhone erbarmungslos, da wir heute den „Zug zu den Wolken“ gebucht hatten. Nach 3 Stunden Schlaf geht es einen Moment bis man den Wecker realisiert. Also auf, anziehen und in die Küche Kaffeewasser aufsetzen. Fred war auch schon wach und in der Stille tranken wir im Garten hinter dem Haus unseren Kaffee.
Pünktlich um 6.10 Uhr hielt das Remis-Taxi vor dem Hostel. Wir fuhren zum Bahnhof, wo bereits ein reges Treiben herrschte. Am Schalter wurde unsere Reservation bestätigt und schon konnten wir im vordersten Wagen einsteigen. Die Plätze waren nummeriert und wir richteten uns in dem recht bequemen Zug ein. Um 7.05 Uhr fuhr er los. Wir mussten die inneren Schutzfenster aber noch geschlossen halten. Wie uns unsere Wagenbegleiterin erklärte, hätten sich einige ein Spiel daraus gemacht, Steine nach den fahrenden Zug zu werfen, darum müssen diese in der Stadt geschlossen bleiben. Der erste Teil der Fahrt verlief in der Ebene. Als dann die Steigung begann, fuhr der Zug Zickzack. Dax heisst, rückwärts und vorwärts, um Höhe zu gewinnen. Wir kamen in die Berge und bewunderten die vielen Kakteen am Wegesrand. Auch das Farbenspiel der Berge, ähnlich wie in Purmamarca, wirkte zauberhaft in dieser Landschaft. Nach 6 Stunden Fahrt, kurz vor San Antonio De Los Cobres, hielt der Zug plötzlich in einem Tunnel an. Bläulicher Abgasrauch breitete sich aus und die Befürchtung bestätigte sich rasch, Motorschaden. Mechaniker und Techniker liefen hin und her und was mich estaunte, die Leute nahmen es gelassen. Eine halbe Stunde später und nach einigen Fehlversuchen rollte der Zug unter grossem Applaus wieder an bis hinter den Tunnel. Dann hielt er erneut, aber nur um den im Tunnel verbliebenen Arbeitern etwas Kost und Trank zu bringen.
Allgemein ist diese Fahrt sehr gut organisiert. Begleitwagen sperren jeweils die Bahnübergänge ab, da es keine Barrieren hat. Auch eine Ambulanz begleitet den Zug auf der ganzen Fahrt. Im Zug selber hat es einen Doktor, Sauerstoffflaschen, ein Buffet und ein Restaurant, welches allerdings recht teuer ist.
Da die Höhe immer mehr anstieg, begannen Fred und ich Kokablätter zu „kauen“. Auch wurde uns Mate von unserem Nachbar angeboten was wir natürlich nicht ablehnten. Mate ist eine Art Tee, welcher in einem kleinen Gefäss mit losen Blättern und heissem Wasser angerichtet und durch ein spezielles Eisenröhrchen eingesogen wird. Es gehört sich, dies alles auszutrinken, bevor man es zurückreicht.
Kurz vor der letzen Station der Reise kommt man an den „Minas Concordia“ vorbei. Diese Salpetermine wurde nach einem tragischen Unglück aufgegeben, so das es heute verlassen an der Bahnstrecke liegt. Ein abgesperrtes Loch von bis zu 4000 Meter tiefe zeugt noch von dem Unglück.
Kurz danach ist man beim letzten Punkt der Zugfahrt, bei dem riesigen Viadukt „La Polvorilla“ angelangt. Dort hatten wir 20 Minuten Zeit, den von einheimischen nur für diesen Zug aufgestellten Markt zu durchstöbern. Natürlich wurden auch kräftig Fotos geschossen. Eine kleine Treppe führt noch ein paar Meter weiter hinauf und spätestens dann merkt man die 4200 Meter Höhe, weil man ziemlich ausser Atem ist. Eine Frau hatte einen Schwächeanfall und wurde mit Sauerstoff versorgt.
Dann geht es zurück nach San Antonio, wo man wieder auf einen Markt trifft. Diesmal mit Tortillas und Empañadas, welche wir uns einverleibten. Die 271 km lange Fahrt zurück wirkte auf uns dann eher lange. Argentinische Sänger und ein Zauberer verkürzten diese Zeit mit ihren Darbietungen. Um Mitternacht waren wir wieder in Salta und kehrten mit dem Taxi zurück ins Hostel, wo wir nach einem Bier mit Koki und Mariela gegen zwei Uhr müde ins Bett fielen.
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