Um 5.20 Uhr klingelt das Handy erbarmungslos. Das hiess raus aus dem warmen Schlafsack in die Kälte des 3400 Meter hohen Dorfes Chivay. Nachdem ich auch Helene nach mehreren Versuchen ins Reich der Erwachten geholt hatte, packten wir und gingen frühstücken, wenn man dies so nennen kann. Kaffee gab es keinen und den Tee machten wir mit handwarmem Wasser an. Dieser Umstand gefiel auch den anderen Hotelbewohnern, die auch schon zu dieser unmenschlichen Zeit beim Frühstück sassen gar nicht.
Wir ernährten uns noch so gut es die Umstände zuliessen und begaben uns vor das Hotel. Die Geschäftigkeit morgens um sechs Uhr überraschte uns. Die Einheimischen hatten bereits ihre Stände mit frischer Milch, Brot und anderen Lebensmittel aufgestellt und selbst Mütter mit Kleinkindern und Babys im typischen Tuch gewickelt belebten die dämmernden Strassen.
Der Bus kam recht pünktlich und wir fuhren in Richtung Colca Canyon.
Beim Dorf Maca machten wir den ersten Stopp. Wir trauten unseren Augen nicht, als einheimische Kinder in ihrer Tracht bereits zu Musik um den Dorfbrunnen tanzten und farbenprächtige Stände den Dorfplatz zierten.
Die Fahrt ging über die Holperpiste weiter und auf der anderen Talseite sah man hunderte Terrassen, welche seit rund 400 Jahren kultiviert werden. Diese Terrassen werden jeweils der nächsten Generation vermacht. Nach einem dunklen und staubigen Tunnel bogen wir vom Tal in den Colca Canyon ein. Man sah 1200 Meter in die Schlucht hinab und weil es noch zu früh war um Condore zu beobachten, stiegen wir aus und spazierten am Rande des Canyons bis zum „Kreuz des Condors“ oder „Cruz del Condor“ genannt. Viele Touristen warteten schon auf dieser Aussichtsplattform. Und plötzlich zeigte ein Arm in die Richtung, woher wir kamen. Und tatsächlich, innert Sekunden waren sämtliche Objektive ausgefahren und auf den König der Anden gerichtet. Zwei ausgewachsene Condore kamen auf uns zu und zogen etwa 20 Meter über unsere Köpfe. Ein majestätischer Anblick. Ich konnte sie mit dem Fotoapparat einfangen, fürs iPhone waren sie zu weit weg. Innert Minuten gewannen sie unglaublich an Höhe.
Der Condor kann eine Spannweite von bis zu 3.20 bekommen und bis zu 70 Jahre alt werden. Er ist ein Aasfresser und kommt bis zu einem Monat ohne Nahrung aus.
Auf dem Weg zurück machten wir in Cabanaconde halt. Die innen reich verzierte Kirche wurde beim Erdbeben 1991 ziemlich zerstört und erst zehn Jahre später wieder renoviert. Weiter ging es zurück nach Chivay, wo wir Lunch zu uns nahmen. Dann gingen Helene und ich noch einmal auf die Plaza zur einzigen Kaffeemaschine, die wir seit langem gesehen hatten und um ein Uhr traten wir die Rückfahrt nach Arequipa an. Mit nur einem Stopp waren wir gegen halb fünf bereits wieder im Hostel. Leider funktionierte das Internet da aber nicht mehr und so konnte ich den Blog nicht mehr hochladen.
Um halb neun waren wir so müde, dass wir uns fürs Schlafen entschieden.
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